Mit den Yamas und Niyamas beschreibt die yogische Philosophie einen klaren Verhaltenskodex, der sich von der privaten auf die zwischenmenschliche Sphäre, auf die
Verbindung zu allen Lebewesen weitet.
In ihnen wurzelt die eigentliche yogische Haltung.
Sie sind als moralisch – ethisch - politische Richtschnur zu verstehen und lassen sich zu jeder Zeit neu interpretieren.
Als Teil des achtgliedrigen Pfades (ashtanga) sind sie als Übungsweg zu verstehen.
Im Folgenden werden einige Yamas und Niyamas in den Kontext der Klima- und Polykrise gestellt.
Ahimsa – das Nichtverletzen
Diesem Aspekt wurde auf unserer Seite auch ein eigener Text gewidmet.
Eine Haltung, die Gewaltfreiheit im Kleinen, wie im Großen einfordert.
Die Würde eines jeden Lebewesens ist unantastbar.
Tierversuche, nicht artgerechte Tierhaltung, das Aufreißen des Bodens, das Vergiften von Flüssen, das Verseuchen unserer Meere mit Plastik, um nur einige Handlungen
zu nennen, stehen diesem Prinzip zutiefst entgegen. Da diese Handlungen zudem auf uns selbst zurückfallen, verletzten sie nicht nur andere Lebewesen, sondern auch uns selbst, die wir mit allem
verbunden sind (biologisch betrachtet als Ende der Nahrungskette).
Satya – die Wahrheit
Wir machen uns unserer Handlungen bewusst.
Wir informieren uns über unbequeme Wahrheiten, teilen diese und stehen zu unserer globalen Verantwortung.
Wir fühlen uns dem 1,5 Gradziel verpflichtet.
Asteya – das Nichtstehlen
Wir rauben uns, anderen Lebewesen und folgenden Generationen nicht die Lebensgrundlage. (Stichwort Klimagerechtigkeit)
Ausbeuterisches Verhalten jeder Art lehnen wir ab.
Wir unterstützen alternative Wirtschaftsformen.
Aparigraha – das Nichtbesitzergreifen
Wir stellen uns nicht über andere Lebewesen, sondern respektieren diese als Mitwesen. Die Würde aller Lebewesen ist unantastbar. Wir setzen uns ein für den Erhalt
und das Wachstum von natürlichen und wilden Lebensräumen, aus denen sich der Mensch zurückzieht. Diversität ist uns wichtig.
Yamas, die Yogapraxis - Von der Matte ins Leben
Die Yamas lassen sich ebenso im Rahmen unseres Anliegens deuten.
Saucha – die Reinheit
Wir minimieren innere und äußere Gifte, laden Entspannung und Frieden in unser Leben ein. Wir versuchen unser „Getriebensein” zu beruhigen.
Gemeinsam mit der Zufriedenheit (samtosha) zieht Saucha ein verändertes Konsumverhalten mit sich. Der Hyperkapitalismus, dessen Versprechen auf dem Erleben von
innerem und äußerem Mangel beruht, verliert an Kraft.
Die Haltung Tapas (Askese) beschreibt, dass es sich dabei tatsächlich um Übung, Anstrengung, handeln kann. Jede Verhaltensveränderung bedarf eines
gewissen inneren Feuers und kann natürlich auch unbequem sein.
Svadhyaya – das Selbststudium
Zum zeitgemäßen Studium von uns Yogi*nis gehören selbstverständlich auch wissenschaftliche Veröffentlichungen, der Klimabericht und der Klimarechner.
Wir haben die innere Kraft, uns unbequemen Wahrheiten zu stellen.
Ishvara pranidhana – Hingabe an ein größeres Prinzip
Wir erkennen unsere Begrenztheit und Verwundbarkeit an und verorten uns in einem größeren Ganzen.
Dies schließt Bescheidenheit und Verantwortlichkeit ein.